Der Tag begann furios. Das erste Gerät, das morgens den Dienst aufnehmen muß, ist üblicherweise das Radio. Doch statt klassischer Musik säuselte eine Frauenstimme aus dem Modulationskasten, der elektromagnetische in Schallwellen verwandelt. Mit einer durchaus charmanten Stimme, doch zugleich auch mit einer an Sturheit nicht zu überbietenden Penetranz wies sie darauf hin, daß „im Sendegebiet der analoge Radiobetrieb eingestellt” sei. Ferner erzählte sie in Endlosschleife von einem digitalen Radio-Receiver…
Zum Glück gibt es im Haushalt einen Weltempfänger, der in Wirklichkeit mitnichten die Welt empfängt, sondern terrestrisch ausgestrahlte Radiosendungen. Die Qualität ist im Vergleich zur Stereo-Anlage wie ein Teelicht bei Nebel gegen einen 10 000 Lumen-Scheinwerfer. Also gut: kurzer Blick in die Auslage eines Marktes, der sich mit einem Gasplaneten schmückt, dessen Ringsystem von der Erde aus leicht zu beobachten ist. Andere hatten offenbar auch schon geblickt – die noch verfügbaren Restbestände (also das einzig noch verfügbare Fabrikat, sprich die Ladenhüter) übertrafen im Preis die damaligen Anschaffungskosten der kompletten Anlage…
Prima! Ich fühle mich gern genötigt, einen gut funktionierenden Standard gegen etwas auszutauschen, das für den Endverbraucher keinen nennenswerten Vorteil bietet. Was tut man nicht alles, um die Wirtschaft anzukurbeln? Oder ob durch den Übergang zu digitalem Radiobetrieb die CO2-Emission in den segensbringenden Bereich reduziert wird? Dann wäre es schließlich gute staatsbürgerliche Pflicht, mit Privatmitteln die hochtrabenden politischen Pläne der Regierung mit zu finanzieren. Da muß man halt still leiden. Zum Trost bräuchte ich klassische Musik aus dem Radio…
Besser ist es, man hat einige Konserven zu Hause griffbereit, so Schallplatten und ein Grammophon mit Federantrieb.
LikeGefällt 1 Person
Hab ich ja, also bis auf den Federantrieb mit Grammophon drumherum. Nur die Nachrichten sind von der Konserve halt nicht mehr so ganz frisch… 😉
LikeGefällt 1 Person
Es gibt nichts Neues unter der Sonne, aber viele Nachrichten.
LikeGefällt 2 Personen
… gut formuliert! 🙂
Und doch will sich niemand (da)nach richten?! *grübel*
LikeGefällt 2 Personen
Danach richten = Da Nachrichten. Best Wortspiel ever!!!
LikeLike
Da ist was dran: Nachrichten verkommen mehr und mehr zum Selbstzweck.
LikeLike
Das ist alles von der Politik und Wirtschaft so gewollt. Erst wurde die Kurzwelle abgeschaltet, nun ist der analoge Radioempfang dran. Alles läuft nur noch über das Internet. Da hat man die freie Wahl an Informationsquellen ganz einfach beschnitten. Sollte es mal zu einer Krise kommen kann das Volk so viel einfacher kontrolliert werden…
LikeGefällt 1 Person
Ja, da stimme ich zu: das ist wirklich ein heikles Thema mit komplexesten Verknüpfungen in alle denk- und undenkbare Ressorts. Aber es wird praktisch überall stillgehalten und kommentarlos geduldet. Große Bevölkerungsgruppen werden schlichtweg abgehängt: finanziell (PCs und iNet-Zugang kosten wenig, aber für viele dennoch zuviel), mental („ich brauche diese neumodische Zeugs nicht (und verstehe es auch gar nicht), ich habe meine Zeitung und meine ARD-Tagesschau”), logisch (ein weltanschauliches „Defizit” läßt nur noch Erkenntnisquellen zu, die ihrerseits das Defizit nicht erkennen lassen) etc.
Und die „Herren” der neuen Technik verlassen sich in ihrer dümmlichen Hybris darauf, daß der Schutz ihrer neuen Technik naturgegeben oder zumindest durch noch neuere Technik (wieder)herstellbar ist. Sie machen sich und uns auf diese Weise schrecklich angreifbar. Doch dieser Technikglaube ist halt ihr weltanschauliches Defizit.
LikeLike