»Der Weltraum – unendliche Weiten. Wir befinden uns in einer fernen Zukunft. Dies sind die Abenteuer des neuen Raumschiffs Enterprise, das viele Lichtjahre von der Erde entfernt unterwegs ist, um fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen. Die Enterprise dringt dabei in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat«. Ach nö, der falsche Film…
Der Weltraum – unendliche Weiten. Wir befinden uns immer an der Grenze zur Zukunft. Und wir reimen uns die Vergangenheit zusammen, weil wir glauben, damit gerüstet zu sein für alle Zeiten. Vor ewigen Zeiten saß der große Schöpfer auf seiner Terrasse, starrte in den Sonnenaufgang und schmauchte ein Pfeifchen. Nun gut, der große Schöpfer mag jemand ganz anderer gewesen sein. Und auf der Terrasse saß er auch nicht, die schweben nämlich nicht so einfach im Weltraum umher (eher schon ritt er auf dem Sternbild Pegasus oder so). Und es war auch kein Sonnenaufgang; die Sonne gab es nämlich noch gar nicht, aber in just ebendiesem Jahrmillionenaugenblick beschloß er, selbige zu basteln. Voller Zufriedenheit über diesen Gedanken blies er eine gewaltige Rauchwolke über den (nicht vorhandenen) Terrassenrand. Und weil sein Tabakdampf nur aus Wasserstoff und Staub und solchem Gedöns bestand – was einfach nicht schmecken wollte –, beschloß er, neben der Sonne gleich noch einen Garten zu basteln, er würde ihn Virginia nennen, um endlich halbwegs rauchbares Kraut zur Verfügung zu haben.
So fing es also an: eine riesige Staub- und Gaswolke, die durch den Weltraum dümpelte. Irgendwann wurde es den Staubpartikeln und den Vertretern der Familie Gas (also den Atomen und Molekülen) dann aber zu langweilig. So beschlossen sie, zur Akkretionsscheibe zu wandern. Doch sie unterschätzten den Herdentrieb: Wenn ein paar wenige Leute Ähnliches machen, schließt sich die Meute früher oder später an (’s könnt ja Bananen zu kaufen geben oder so). So ungefähr läuft es im Weltraum offenbar auch ab. Zumindest muß es dort um Bananen gegangen sein, denn urplötzlich findet sich der überwiegende Anteil der Staub- und Gaspartikel auf bananenförmig gekrümmten Umlaufbahnen in der Akkretionsscheibe, obwohl es noch gar kein Gravitationszentrum gibt. Das muß sich erst bilden. Der Andrang der Staub- und Gasteilchen ist so groß, daß Platzanweiser ihren Dienst tun müssen: Wasserstoff in die Mitte, Schwefelwasserstoff, Methan etc. und Staubpartikel an den Rand; rückt mal zusammen, da kommen noch mehr…
Nachdem also die Stoffe einigermaßen getrennt waren, nahm der Andrang der Wasserstoffatome, -moleküle und -ionen in der Mitte der Akkretionsscheibe dermaßen zu, daß den zuerst Dagewesenen schier der Kragen platzte. Das geschah so stürmisch, daß nebenbei die H → He-Fusion stattfinden konnte. Die dabei frei werdende Energie (E = Δm·c²) war groß genug, um die Fusionsprozesse in Gang zu halten, aber nicht zu groß, um die sich gerade entflammende Sonne nicht gleich wieder zu zerfetzen.
Weiter draußen ging’s längst nicht so stürmisch, wenngleich turbulent genug zu. Da ballten sich Staubpartikel zu Planeten und Asteroiden zusammen. Auch Gaspartikel durften mitspielen. Doch die Bindung der beiden „Parteien” hielt wohl nur dort, wo hinreichend schwere Staubklumpen genügend (gravitative) Anziehungskraft entwickelt hatten. Erstaunlich ist die Verteilung der schweren Elemente. Eisen scheint sich bevorzugt in 150 Mio. Kilometern von der Sonne aufzuhalten (das meiste davon befindet sich im Nickel-Eisen-Kern der Erde und einiges andere in den Eisenmeteoriten). Allerdings ist es nicht allzu populär, ob auch die Gasplaneten Eisenkerne besitzen oder Steinkerne oder Kerne aus kristallinen Gasen oder ob sie gar nicht zum Kernobst zählen.
Und dann gibt es zwischen Mars- und Jupiterbahn noch den Asteroidengürtel, der aus Gesteinsbrocken besteht, die die Reste eines Kleinstplaneten sein sollen. Weiter draußen gibt es noch mehr Geröll, es ziert den Kuipergürtel. Dieser ist flach, scheint also im Zusammenhang zu stehen mit der großen Akkretionswanderung. Allerdings kann diese nicht erklären, warum es mehr oder weniger massive Brocken mit vergleichsweise hoher Dichte sind, wo aufgrund der Entstehungsgeschichte eher „Staubmäuse” zu erwarten sein sollten. Doch vielleicht ist noch weiter draußen wirklich nur noch mit Gas und Staub zu rechnen? Das wäre der Bereich der Oortschen Wolke. Diese soll kugelförmig, also nicht durch Akkretionsbewegungen ausgedünnt sein. Plausibel! Aber, ach, sie besteht auch aus Klumpen, die sich direkt oder als Kollisionstrümmerteile ab und an in Sonnennähe zeigen.
Hmm, war also das Ausgangsobjekt gar keine Staub- und Gaswolke? Und wieso waren Unmengen von Wasserstoff in diesem Ausgangsobjekt und zugleich erhebliche Mengen schwerer Elemente? Letztere sind Endprodukte eines ausgebrannten Sterns. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß z. B. eine Supernova Bauschutt in den Weltraum schleudert, der geradewegs in einer jungfräulichen Wasserstoffwolke zum „Stehen” kommt. Und wie groß ist diese Wahrscheinlichkeit in Bezug zu der Aussage, daß praktisch jeder Stern der Galaxie, zu der auch die Sonne gehört, von einem oder sogar mehreren Planeten umkreist wird?
Absolut großartig!
Dankeschön…. 🌞
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Aber doch nicht dafür! Gern geschehen; eine kleine Fingerübung, die mir Spaß gemacht hat. Und wenn sie Dich (hoffentlich) zum Schmunzeln angeregt hat, freut es mich umso mehr. 🙂
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Schmunzel … ja, auch …
Eine Reihe von interessanten Fragen hast du im finalen Absatz formuliert. Bin gespannt wer aus dem All die beantworten wird und wann!! 😁
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Vorderhand gebe ich die Hoffnung nicht auf, Erdlinge würden über diese Fragen stolpern und auch zu beantworten versuchen. 😉
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Na ja, Erdlinge sind doch seeehr beschränkt in ihrem kosmischen Wissen …
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Das macht’s ja so ko(s)misch… 😀
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🌟🙄🤗😁🌟
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Das Kreisen deiner Gedanken zu bestaunen und freudig zu schmunzeln – welch´Vergnügen am Sonntag.
Vielleicht kriegst du es noch hin, beim Spiegel mit dieser wunderbar und unübertrefflichen Schilderung eine Seite zu ergattern.
Kreative Geschichten nehmen die seit so etlichen Monden gerne – dein Manko ist nur, daß du noch nicht mal unterschwellig die geforderte Ideologie/Propaganda bedienst und irgendeine Verhaltensweise vorgibst…
Andersherum ist es einfach nur schön, wenn man sich so entspannt umkreist, mit Worten…-
und kosmisch komische Gedankenblitze hin- und herzucken.
Danke für deine Enterprise,
Raffa.
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Vielen Dank! Dein Kommentar bestätigt mir, daß Du ein sehr aufmerksamer Beobachter bist. Auch dafür danke ich Dir. ☺
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Wenn Du auf diese Art und Weise über Astronomie referierst, hörst Du Dich dabei tatsächlich ein bisschen nach Terrasse-Sitzen und Tabakpfeifchen an… 😉
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*chchch* Fast getroffen! Mir fehlt bloß die Terrasse… ^_^
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