
Ähnliche Plakate wie das dort rechts sah ich vor dem vorigen Wochenende (= Landtagswahl in Sachsen und Brandenburg) in den Untiefen des Internets. Ich wollte nicht glauben, daß es soetwas tatsächlich gäbe; ich hielt es für einen Konjunktiv, für ein (im nachhinein als Satire verkauftes) Spiel mit Bildbearbeitungsprogrammen. Doch nein! Es wurden der breiten Masse derartige Plakate vorgeführt, und werden es noch immer, wie das Photo illustriert.
Vordergründig gehört das aushängende Plakat nicht in die Gruppe mit der Rubrik „Parteiwerbung”, zumindest ist keine Zuordnung zu einer Partei zu erkennen. Aber es ist rechts-oben ein URL angegeben. In der Kurzbeschreibung der zugehörigen Webseite liest man dann: »… Wir stehen und arbeiten für Respekt und Toleranz …«
Offenbar ist aber nicht der Respekt vor Parteien und deren Vertretern gemeint, die in einem demokratischen(!) Verfahren in den Landtag gewählt worden sind. Offenbar ist auch nicht die Toleranz gemeint, welche die Grundrechte überhaupt erst garantiert. Im Artikel 3 des Grundgesetzes könnte man es nachlesen: „Absatz (3) Niemand darf wegen […] seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden” (Quelle: dejure.org). Doch das ficht die Gutmenschen offenbar nicht an. Täuscht mich die Erinnerung oder war von offizieller Seite (= dem Grundgesetz verpflichtet) so absolut gar nichts zu diesem Thema zu hören?
Doch was mich wirklich interessiert, ist, ob Sätze wie „Nehmt denen die Arbeit weg!” und – Zitat aus der deutschen Geschichte – „Kauft nicht bei Juden” einerseits aus der gleichen politischen Verwirrtheit abgeleitet sind und andererseits die ideologische Grundlage bilden für die physische Diskriminierung, Entrechtung bis hin zur Vernichtung von Personen, denen im eigenen kruden Weltbild kein Platz zugestanden wurde bzw. wird.
Was wird nochmal kolpotiert einem gewissen Ignazio Silone in den Mund gelegt? Ja, daß hattenn wir schon,
doch die hier erwähnten Gutmenschen sind halt alle durchgeimpft, so und/oder so, wo es dann zu dem von dir beschriebenen widersinnigen Verhalten kommt – wo die Prinzipien des eigenen „gutseins“ außer Kraft gesetzt werden oder aufgehoben werden – – doch sprich sie nicht darauf an, weil sie nicht beim Wort genommen wollen werden…
Silone, ganz gleich, die Worte stimmen leider….
Alles Liebe,
Raffa.
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Die Warnung des Ignatio ist „steinalt” und läuft trotzdem Gefahr, überhört zu werden: «Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‹Ich bin der Faschismus›. Nein, er wird sagen: ‹Ich bin der Antifaschismus›.»
Umso bitterer ist die Niederlage, wenn man trotz aller Mahnungen und Warnungen schnurstracks in sie hinein marschiert.
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Danke für die Original-getreuen Worte als mahnende Wiederholung – der (pseudo-) intellektuelle Mensch, erstrecht wenn er faul ist und nicht mehr seinen Horizont erweitern mag, ist eine gefährliche, wie leicht verführbare Spezies.
Doch ich bin nur ein kleiner Narr, bei den ganzen tollen Akademikern der Neuzeit …
Raffa.
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Ich bin ja fest überzeugt, daß in der Realität (Betonung auf „reales Leben”) alles in Wellen läuft; es gibt keine Entwicklung ohne point of return. Kann denn unter diesem Gesichtspunkt die Rückkehr vieler ‘toller Akademiker der Neuzeit’ zu mittelalterlicher Scholastik wirklich in Erstaunen versetzen? 🤫
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Tja, und was mag unterm dem Aspekt dann die „gegenwelle“ sein?
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Vermutlich bist Du mit Deinem Ansatz der absichtslosen, tief empfundenen Liebe dichter an einer möglichen Lösung als jeder verkopfter Analytiker. Doch das würde – und schon spricht wieder so ein verkopfter Analytiker – einen ganz neuen Typus des Menschen erfordern, einen noch nie dagewesenen. *staun*
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Vielleicht auch nur einen noch nicht ausgepackten … , welcher bisher nur „temporär“ am Start war..?ß
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Du meinst, es ist schon alles eingetütet?! Na, dann bin ich dringend dafür, daß wir Weihnachten und das Auspacken der Geschenke vorziehen! 🙂
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Yepp, die Potenziale mal frei lassen …
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Hm, nun ja, so ähnlich dachte Pandora ihrerzeit wohl auch… ☺
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Liegt es an deinem fehlenden Vertrauen …, daß du an Pandora denkst?
Das Übel hat sich schon gezeigt und ist präsent.
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Ja, leider habe ich mit dem Verb „trauen” aus dem Wort „Vertrauen” so einige Schwierigkeiten… 😐
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Na, fangen wir erstmal an, uns selbst zu trauen – zu trauen zu dem zu haben, was wir in Liebe so zu bieten haben — meist ist es, wie eine Entdeckung einer einsamen Insel …
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Oh, gleich zwei „Pflänzlein”, die tief in der Philosophie wurzeln. Zum einen weiß ich, daß ich nicht weiß. Zu diesem uralten Kōan gehört unweigerlich auch das Wissen darum, was ich mich trauen kann (um später einmal anderen zu trauen…). Doch was das wohl sein kann – jetzt nicht mehr konjunktiv, sondern indikativ – weiß ich nicht.
Zum anderen wußte schon Platon recht genau, welchen Wert man Entdeckungen einsamer Inseln beimessen sollte. Nun gut, bei ihm war’s keine Insel, sondern hatte eher mit einer Höhle zu tun. Aber sind denn im Sinne der Erkenntnis nicht Höhle und Insel ohnehin dasselbe? 😉
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Ein Ex-Höhlenmensch der sich nicht mehr bremsen läßt, weil er im Frrieden ruht und Liebe verströmt, samt dieser philosophischen Weisheit, über das vermeintliche Nicht-Wissen, welches er ablegt, um in Demut zu wachsen …
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Ach was! Ich praktiziere hier das blanke Gegenteil von Demut. Erinnert sei an Hiob 13.5: „Wollte Gott, ihr schwieget…” (siehe hier). 😉
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Ermahnen in Demut – … ja, ich weiß und übe auch noch.
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Übung meistert die Macht, oder wie das heißt. 🙂
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Das Ignazio Silone zugeschriebene Zitat lag mir auch gleich auf der Zunge…
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Es ist schließlich auch ein echt genialer Gedanke!
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