intime Bilder

Noch nie habe ich ein intimes Bild veröf­fent­licht. Schon gar keines von mir; nun ist es soweit!
Wer das sieht, weiß sofort, wer ich bin und wie es mir geht. Ist die Herzklappen-Insuffizienz auch gut (genug) zu erkennen? Was wäre ich entsetzt, wenn dieses Bild, selbst mit einem Namens­aufdruck verziert, im Netz zu finden wäre…

Seltsamerweise soll eine Medien­nachricht, die diesen Themen­kreis gerade so tangiert, unter der Über­schrift „intime Daten” für Furore sorgen (siehe u. a. hier). Aber – Hand auf’s Herz! – ist es wirklich ein Problem, wenn ein CT- oder MRT- oder sonst ein Befund unautori­siert im Netz gesehen werden kann? Sitzt der Feind nicht an ganz anderer Stelle?! Die Spezies Mensch ist nicht Treiber der Digitali­sierung, sondern getrieben von ihr (besser noch: gejagt). Alles wird digitalisiert und zentralisiert (perspek­tivisch sogar der Mensch selbst). Wird der Daten­schutz in gleichem Maße – oder besser noch vorauseilend – perfekti­oniert und stabi­lisiert? Wieso nur sehe ich Schatten des Zweifels durchs Zimmer huschen, während ich dieses schreibe? 🤔

19 Kommentare zu „intime Bilder

  1. Diese „hochsensiblen Patientendaten“ sind nur so lange „hochsensibel“, wie die Ellenbogengesellschaft sich in einer raubtierkapitalistischen Welt progredienter Arbeitsplätzeverknappung (unter dem Digitalisierungsdamoklesschwert zumal) nach Manier einer Hühnerhofhackordnung geriert…

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    1. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das recht verstanden habe. Bisher bin ich davon ausgegangen, daß wir in einer Epoche praktisch unbegrenzter Gedankenlosigkeit beim Umgang mit persönlichen Daten leben: die Mehrheit trötet alles Persönliche mit Inbrunst mittels sozialer Medien & Co breit in die Welt. Gleichzeitig wird ein „Datenabschirmungskult” eingefordert, der ans Paranoide grenzt. Mir scheint, als würde diese Hysterie den Blick auf das wirklich Wichtige, nämlich auf die Ursachen sehr effektvoll verstellen…

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      1. Genau wie in der aktuellen Medizin – man widmet sich nur noch den Symptomen, statt sich für deren Ursachen zu interessieren. Und das aus Effizienzgründen auch noch strikt nach engmaschig vorgegebenen Behandlungsrichtlinien.

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      2. Es geht darum, dass man selbst über seine Daten verfügt, also in erster Linie Subjekt und nicht nur Objekt ist, dass man selbst darüber entscheidet, was „das wirklich Wichtige“ ist, bzw. darum, dass man wenigstens die Illusion davon hat.

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        1. Ist denn der Ansatz, in einer hochkomplexen Welt ‘in erster Linie Subjekt’ sein zu wollen, also das Objekt-Sein möglichst nicht zu tolerieren, nicht sehr vermessen. Betonung auf messen, nämlich maßlos.

          Aber der letze Halbsatz versöhnt ein wenig: Es geht beim Subjekt-Sein wahrscheinlich wirklich nur um Illusion. Diesem Scheinbild nachzueifern hat schließlich ’ne ganze Menge vom Tanz um das Goldene Kalb…

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  2. Das, was in dem Text und in dem Kommentar von ansicht768643 gesagt wird, wird ja performativ widerlegt, indem das Bild eben nicht „mit Namensaufdruck verziert“ publiziert wurde und nur von Personen, die wissen, wer sich hinter ansicht768643 verbirgt, einer empirischen Person zugeordnet werden kann. Etwas anderes ist es jedoch, wenn jemand, der eine Person nicht auf dieselbe Weise, wie jemand, der sie sieht, mit ihr spricht, schläft usw., sinnlich kennenlernen, sondern als Datensatz rekonstruieren will, um ihre Handlungen auf der Grundlage dieses Wissens lenken und sie dergestalt beherrschen zu können, in den Besitz einer großen Menge persönlicher Daten gelangt. Dabei ist der Einzelne natürlich nicht so interessant wie die Masse.

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    1. Ganz genau, da kann ich über weite Strecken nur zustimmen. Was ich auch gern tue, weil das von mir verwendete Ensemble von zugrundeliegenden Vorurteilen (ich hätte auch Argumenten schreiben können) glänzend bestätigt ist: Ich habe den Namenszug auf der Röntgenaufnahme nicht abgetrennt, um das Bild zu anonymisieren, sondern das Blog! Freilich gibt es schützenswertes Gut, aber nicht jeder – mit Verlaub – feuchte Furz gehört dazu…

      Ob möglicherweise maßstabslose Ichbezogenheit ein sehr massives Fundament der Datenschutzparanoia ist? Was wäre, wenn der Mensch an sich nicht mehr so arg wichtig nähme? Verdirbt denn ein bis zur Perfektion getriebener Ego-Trip nicht alles: den eigenen Charakter, das Zwischenmenschliche, ja sogar den Planeten?

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      1. Ich beziehe mich auf die beiden letzten Antworten, die ich erhalten habe.
        Mit dem Subjekt ist das transzendentale Subjekt gemeint, das, was in uns denkt und das unsere Entscheidungen treffen sollte, uns geschäftsfähig macht und das auch über den Körper, die Informationen über ihn usw. verfügen können sollte. Es ist die Bedingung der Möglichkeit freier Entscheidungen.
        Die Freiheit, über sich selbst zu verfügen, wird aber dadurch, dass ein anderes Subjekt Wissen über unsere Körper und andere Informationen über unser empirisches Ich besitzt, erheblich eingeschränkt. Daher der Datenschutz.
        Ich bin kein Mediziner und kann das Bild nicht auswerten. Wenn aber tatsächlich eine Herzinsuffizienz sichtbar ist, wird die Person, die das Bild darstellt, in den Augen eines potentiellen Arbeitgebers stark entwertet. Er kann vermuten, dass die dargestellte Person weniger leistungsfähig ist, dass sie möglicherweise ausfallen kann und somit auch weniger zuverlässig ist. Er kann die Person aus diesem Grunde nicht einstellen oder sie im Wissen um ihre Minderwertigkeit zu schlechteren Konditionen einstellen, als wenn er über diese Informationen nicht verfügte. Er hat dieses Wissen auch späterhin als einen Trumpf in der Hand, den er jederzeit ausspielen kann.
        Natürlich ist auch der umgekehrte Fall denkbar, dass man sich nämlich, indem man Informationen über sich verbreitet, interessant und attraktiv macht.
        Aber in jedem Fall ist wichtig, dass man selbst es in der Hand hat, welche Daten über die eigene Person verbreitet werden. Ansonsten wäre es so, wie wenn eine Frau, weil sie mit Hunz und Kunz schläft, auch vergewaltigt werden dürfte.
        Ich habe mein Blog (https://sternkekandidatkreistagvg.wordpress.com/) im Zusammenhang mit einer Kreistagskandidatur lanciert. Es wäre also nicht sinnvoll gewesen, ein anonymes Blog zu veröffentlichen. Indem ich meinen Namen bekanntgegeben habe, habe ich anderen Macht über mich eingeräumt. Ich kann von Personen, die sich selbst hinter Anonymität verschanzt haben, beleidigt und diffamiert werden, wie es mir auf dem Blog campogeno.worldpress.com bereits widerfahren ist. Ich muss meine Äußerungen viel stärker kontrollieren und zensieren als ansicht768643 oder hypermental, weil diese Aussagen immer mit meiner übrigen Person in Verbindung gebracht werden können. Dagegen besitzt ansicht768643 die Freiheit, beliebige Aussagen in den Raum zu werfen und an anderen auszuprobieren, ohne die persönliche Verantwortung für diese Äußerungen übernehmen zu müssen.
        Wer anderen Menschen den Zugriff auf Daten über die eigene Person gibt, begibt sich (zumindest partiell) in ihre Hand. Daher ist die Datenparanoia nicht unbegründet.
        Das gegenwärtiges Blog anonym ist, ist ein Beleg dafür unter vielen.
        Die elektronischen Medien ermöglichen ein komplexes Wissen und eine praktische Verfügbarkeit über andere Menschen in einem zuvor unvorstellbaren Ausmaß.

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        1. Upps, da sind aber viele Themen angerissen. Vielen Dank für die Kommentierung. Sie zeigt, daß es sich beileibe um kein Larifari Thema handelt und daß es eine Menge Entscheidendes dazu zu sagen gibt. Auch dafür, nämlich für das Vertrauen, es hier zu sagen, möchte ich mich bedanken. Allerdings würde eine seriöse Antwort den Umfang mindestens eines Buches haben, eines zumindest zweibändigen. Was nun nicht heißen soll, daß ich unseriös zu antworten gedenke, sondern angesichts des Podiums, auf dem Gedankliches ausgetauscht wird, in einer recht lockeren Form.
          Ja, ich stimme zu, daß man das ‘transzendentale Subjekt’ als Vehikel bemühen kann, um dem Menschen an sich die ‘Möglichkeit freier Entscheidungen’ zuzubilligen. Dennoch ist eine getroffene Entscheidung noch lange keine Realität im Sinne der intendierten Wirkung. Vielleicht braucht der reale Mensch nur akzeptieren zu lernen, daß es eine Realität außerhalb seiner eigenen Transzendenz gibt?
          Und dann gibt es ja noch die Personen, deren Machtfülle die Realität eines beliebig Einzelnen erheblich „verbiegen” kann. Also etwa den potentiellen Arbeitgeber, der sich für viel Geld auf dem Schwarzmarkt (oder war’s doch im Darknet?) medizinische Unterlagen dienen läßt, um Hansi oder Fanzi denn doch nicht einzustellen? Ehrlich!?! Die Machtfülle dieser HR-Gesichter ist so groß, daß sie einen Kandidaten allein deswegen ablehnen können, weil ihnen die Nasenform nicht paßt; sie brauchen nach keiner Stenose zur argumentativen Unterfütterung zu suchen…

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      2. Nachtrag zu meiner letzten Bemerkung:
        Hier ist noch ein Beispiel für einen zur Perfektion getriebenen Ego-Trip, der alles verdirbt: den eigenen Charakter (obwohl bei Exemplaren, die zu einem solchen Egotrip neigen, da meistens nicht mehr viel zu verderben ist), das Zwischenmenschliche, ja sogar den Planeten (der zu seiner vorgeblichen Rettung mit Herzinsuffizienz und sehr wahrscheinlich auch Krebs verursachenden Windrädern vollgespargelt wird): https://twitter.com/i/status/1173297123649085440
        Hier werden die persönlichen medizinischen Daten mit kitschiger Symbolik verbunden und zur Selbstinszenierung eingesetzt und ausgeschlachtet (visuell: Schloss (Kultur), Park (Natur, Landschaft – natürlich ohne Windräder); akustisch: sentimentale Musik; diskursiv: gute Wünsche – Blumen – teilen – nicht allein; performativ: Lächeln und Herzchen).
        Aber auch dieses Beispiel für einen zur Perfektion getriebenen Ego-Trip bestätigt meine These, dass der Umgang mit den persönlichen Daten dem eigenen Subjekt überlassen sein muss und dass diese Daten nicht Eigentum eines fremden Subjekts werden dürfen. Ansonsten könnte ja jemand mit der aus dem Netz heruntergeladenen Mammographie in der Hand kommen und der Schwesig sagen, dass sie ihre Gesundheit, ihre Familie und nicht zuletzt ihr Amt ernst nehmen und zurücktreten sollte.

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        1. Was das Beispiel einer „medizinisch begründeten” Rücktrittsforderung angeht: Wenn der angesprochene Befund eine tatsächliche (= Realität) Beeinträchtigung der Möglichkeit zur Amtsausführung darstellt, sollte der Adressat nicht an seinem Pöstchen kleben, sondern die Fakten befolgen. Liegt keine reale Beeinträchtigung vor, halten Zivil- und Strafrecht bereits jetzt probate Mittel bereit. Verleumdung ist ein Strafbestand, egal ob sie mit willkürlichen oder pseudo-validen Belegen vorgetragen wird.

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  3. Hmm, ich sehe nur einen Schatten auf dem linken Lungenflügel – wo man jetzt medizinisch, wie politisch und auch datenschautztechnisch ´drüber sinnieren kann.
    Doch mag ich hier keinerlei Spekulationen oder gar Heilversprechen abgeben.
    Da halten wir uns lieber an Verordnungs- und Gesetzestexte und fragen unseren Arzt oder Apotheker –
    obwohl, wer entsinnt sich noch an den Kalauer in Bezug auf Togal… – und dem freundlichen Henker?

    Alles Liebe,
    Raffa.

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    1. Der Schatten auf dem linken Lungenflügel stammt wahrscheinlich von der Brieftasche, die ich für eine solche Untersuchung doch nicht ablege. 😉
      Und ist es nicht wirklich so, daß das Geld alle unsere Bereiche überschattet? Und das umso mehr, je weniger sich davon in der Brieftasche befindet. 😀

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  4. Ich antworte auf die Bemerkung „Liegt keine reale Beeinträchtigung vor …“ Es dürfte sehr wohl eine Beeinträchtigung und keine Verleumdung vorliegen, denn meine Ministerpräsidentin hat angekündigt, dass sie sich bei verschiedenen Gelegenheiten von ihren Ministern vertreten lassen müssen wird.

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    1. … und jetzt mal diese Ansage lesen mit der gezielt eingenommenen Position, kein Vorurteil zu bedienen, sondern wertfrei Fakten sprechen zu lassen. Aus der Sicht eines irgendwie Betroffenen ist die Vertreterregelung plausibel, denn sie bedient das Vorurteil der Unersetzbarkeit im Amt (wenn’s gar nicht anders geht, muß man sich nolens volens auch mal vertreten lassen, aber doch nur, um danach die Zügel wieder fest in die Hände zu nehmen). Doch stellt sich für die „Schutzbefohlenen” nicht vielleicht die Frage, ob es nicht eine bessere (wie immer das definiert sein mag) Besetzung des Amtes geben mag?
      Verhindert das Vorenthalten von Informationen – was ich grundsätzlich unter dem Rubrum Lüge verbuche, aber das mag eine individuelle Marotte sein – nicht grundsätzlich die beste der möglichen Lösungen? Ist das Vorenthalten von Informationen nicht ein wesentlicher Schritt hin zu Meinungsdikaturen? Und ist die große Schwester einer Meinungsdiktatur nicht die Diktatur an sich? Ja, auch an den kleinen Zeichen läßt sich durchaus das Große und Ganze erkennen…

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  5. Mich hat vor allem folgende Argumentation und die Tatsache schockiert, dass ihr keiner der Diskutanten widersprochen hat: „Bisher bin ich davon ausgegangen, daß wir in einer Epoche praktisch unbegrenzter Gedankenlosigkeit beim Umgang mit persönlichen Daten leben: die Mehrheit trötet alles Persönliche mit Inbrunst mittels sozialer Medien & Co breit in die Welt. Gleichzeitig wird ein ‚Datenabschirmungskult‘ eingefordert, der ans Paranoide grenzt. Mir scheint, als würde diese Hysterie den Blick auf das wirklich Wichtige, nämlich auf die Ursachen sehr effektvoll verstellen…“ Die Beobachtungen sind zutreffend, aber die Bewertungen, insbesondere die negative Bewertung des Datenschutzes (Abschirmungskult, Hysterie), haben mich veranlasst zu reagieren: Der Datenschutz dient dem Schutz des Einzelnen vor der Gesellschaft und insbesondere vor den Herrschenden. Auf diesen Gedanken kam es mir in meiner Argumentation an. Wenn hier nun der Exhibitionismus der Individuen, ´die absurde Umsetzung des Datenschutzes durch ebenso lächerliche wie wirkungslose Maßnahmen und der Widerspruch zwischen diesen beiden Phänomenen zum Anlass genommen werden, den Datenschutz überhaupt zu diskreditieren, so liegt das ganz auf der Linie der auf diesem Blog ansonsten nicht so sehr verehrten Kanzlerin, die beharrlich an der Aufweichung und Zerstörung des Datenschutzes arbeitet und so einen Ausdruck wie „Datenliberalität“ oder so ähnlich lanciert hat. Als ginge es nicht mehr darum, den Einzelnen zu schützen, sondern darum, den Daten zu ihrer Freiheit zu verhelfen.
    Im Übrigen benennt der zitierte Text „das wirklich Wichtige“, „die Ursachen“, nicht.

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    1. Oh, soll ich mich jetzt schwer ge- oder betroffen zeigen, da ich mit Frau ◊Kanzler verglichen werde? ^_^
      Aber nein, warum sollte ich? Die Prämissen sind schließlich falsch: Zum einen ist die Unterstellung, den „Datenschutz überhaupt zu diskreditieren”, eine Fehlinterpretation, zum anderen scheint mir die Aussage, der „Datenschutz dient dem Schutz des Einzelnen vor der Gesellschaft und insbesondere vor den Herrschenden”, allein aus Gründen der Logik höchst suspekt zu sein, denn der Datenschutz ist ein Instrument der Herrschenden…
      Doch wie heißt es – apropos Logik – so schön: ex falso sequitur quodlibet. 🤔

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      1. Fazit: Der „Datenschutz überhaupt“ darf nicht diskreditiert, sondern muss hochgehalten werden, er sollte das Individuum vor der Gesellschaft und insbesondere vor den Herrschenden schützen. Aber so, wie er in der Wirklichkeit ist, ist er in der Tat ein Instrument der Herrschenden.

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