Das Buch, Die Psychologie der Dummheit (ISBN 978‑3-7423-1067‑5), sprang mich im Buchladen förmlich an. Ein Buch, das sich, nimmt man das Wort ‘Psychologie’ aus seinem Titel ernst, wissenschaftlich mit der Dummheit zu beschäftigen verspricht. Tante Wiki murmelt zustimmende Worte, denn sie weiß, daß es sich bei der Psychologie um eine empirische Wissenschaft handelt, die sich mit menschlichem Erleben und Verhalten befaßt.
Böser Fehler! Ich hätte gewarnt sein müssen, aber offenbar entwickelt die textliche Nähe der Begriffe Psychologie und Dummheit in einem Buchtitel einen starken Kauf-Anreiz. Zumindest bei mir zeigte sich dieses Verhalten. Was wohl ein Ψchologe darüber zu berichten wüßte?
Sollte man nicht davon ausgehen können, daß eine Wissenschaft, gerade weil sie das empirische Level zu überwinden außerstande ist, sich exakter Begrifflichkeiten bedienen müsse? Aber Anspruch und Wirklichkeit klaffen schon im Buchtitel auseinander! Denn es geht auf den 330 Seiten des Buches mitnichten um ‘Die Psychologie der Dummheit’, sondern bestenfalls um eine psychologische Sicht auf Dummheiten.
Der Herausgeber, Jan-François Marmion, hat 29 Autoren (♀♂) zwischen den beiden Buchdeckeln zusammengebracht, die mit Auszügen aus ihren Publikationen und auch Interviews zu Wort kommen. Und es herrscht ein heilloses Durcheinander von Begriffen. Gewissermaßen herrscht „Einigkeit” darüber, daß das Begehen einer Dummheit nichts Wesentliches über die Intelligenz desjenigen aussagt, der eine Dummheit begeht bzw. beging. Ab dann wird’s konfus. Die Begriffe purzeln munter durcheinander, alle regnen hageldicht aus den Höhen irgendwelcher Elfenbeintürme jenseits jedweder konsensfähigen Deklaration – hier wünschte man sich einen ordnenden Ariadnefaden, den anzubringen der Herausgeber leider verabsäumt hat.
Keiner der versammelten Autoren äußert sich dazu, ob eine Dummheit nicht einfach nur aus einem Irrtum (oder mehreren davon) entstanden ist und dieser völlig normale Irrtum, der – errare humanum est – an sich absolut nicht der Rede wert ist, erst von den Mitmenschen als eine Dummheit abgestempelt wird.
Kurz: Zwischen den Buchdeckeln lassen sich einige Artikel finden, die zu publizieren durchaus als eine Dummheit anzusehen ist.
tja, aus neugier ein saudummes buch zu kaufen und in grosser erwartung zu lesen, buchstäblich dumm gelaufen.
da lob ich mir doch Paul Watzlawick: „anleitung zum unglücklichsein“, vor etlichen jahren gelesen, die besten beispiele sind unvergessen; da würde sogar einem dummen ein licht aufgehen ( können ).
trotzdem interessante einsicht: vor dem kaufen ( egal was ) den verstand einschalten, um hinterher nicht dumm da zu stehen. 🤑
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Gegenthese: Wie soll der Verstand wachsen, wenn er sich immer nur in Situationen begibt, die in seiner Begrenztheit längst durchdekliniert sind? 🤔
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da haste auch wieder recht. ich hab damit kein problem, da spontan käufe von büchern nur noch selten vorkommen. habe noch nie ein buch aus den top10 oder aufgrund einer rezension gekauft.
das geht für mich gar nicht. also wenn, nicht suchen, sondern finden, dem zufall oder besonderem interesse folgend. oft geht beides ineinander über.
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*kicher* … ich kann mich noch an eine spezielle(!) Rezensentin erinnern, nämlich Renate Holland-Moritz, deren Buchbesprechungen deutlich kontraindikativ waren: was sie verriß, war oftmals um Längen besser als das belobhudelte Gedöns.
Und, ich gestehe es voller Zerknirschung, ich habe auch ein-, zweimal Schinken aus der Top-Ten erkoren und damit voll ins Klo gegriffen: das eine war die „Notdurft der Schmetterlinge” (oder wie das hieß) und das andere der unsäglich Precht(-ige) Hirnschiß „Wer bin ich, und wenn ja…”. Seitdem blende ich Ranking-Listen konsequent aus… 🙂
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zur not frisst der teufel fliegen, ohne zu denken, das kann ich auch, kommen solche sprüche in die fingerspitzen.
deine „notdurft“ scheint hingegen kein zufälliger geh danke 🐛 statt bücherwurm.
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Schmetterlinge im Bauch sind schon ein prima Gefühl, doch viele mögen keine Raupen essen. 😬
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manchmal reicht die einbildung oder projektion oder der glaube an ( gute ) geister, für solche oder auch weniger flatterhafte gefühle 🙂
„es kommt drauf an, was man draus macht“ slogan einer beton werbekampagne ( an der ich konzeptionell beteilgt war – leider nicht am profitablen gewinn der werbeagentur ).
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Ach, wie prosaisch ist die Erklärung für ‘flatterhafte gefühle’! 🙂
Dabei ist doch der Lehm, aus dem Pöten die ergreifendsten Verse schmieden könnten, die häßliche Raupe, aus der der schillerndste Schmetterling wird…
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jenau esu – wor jo bloss de eck erom jedach
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hab ich das schon gepostet?
im menu meines blogs, unter # poetik #, sind poetische fragmente von mir zu finden
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… da werde ich doch gleich mal ’n Blick riskieren. 🧐
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😃
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Dummheit ist ein recht plakatives Schlagwort.
Weniger um Dummheit als um Denkfehler, Denkfallen, Selbsttäuschung geht es in
https://also42.wordpress.com/tag/selbsttauschung/
https://also42.wordpress.com/2013/10/20/denkfehler-irrtumer-kognitive-verzerrung-bias/ (viele Links!).
Gruß, N. Tholen
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So recht bin ich noch nicht davon überzeugt, daß es sich bei Dummheit (nur) um ein Schlagwort handelt. Vielleicht ist Dummheit doch ein Zustand, und zwar ein beängstigender?
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Dann schau mal in den zweiten Link und lies einige der dort verlinkten Seiten oder der genannten Bücher!
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Gemach, gemach: Rom wurde auch nicht an einem Tag niedergerissen (oder wie das heißt)… 😉
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Das stimmt, und Bauen dauert noch viel länger als Niederreißen.
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Das steht im Vorwort meines Zauberbuches aber ganz anders geschrieben… 😉
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