Vor ungefähr sieben Monaten hatte ich mir ein neues Fahrrad gegönnt. Das alte war zwar noch gar nicht so recht abgewirtschaftet, war aber so langsam doch in die Jahre (nein, eher in kilometerbedingte Verschleißregionen) gekommen, in denen dicht auf dicht eine Reparatur nach der anderen erforderlich geworden wäre. Also sollte ein neuer Drahtesel her und ein neues Fahrradschloß (das alte war schon arg klapperig; und ich mag bei Radtouren nunmal nichts Klapperndes – wie soll man denn dabei schlafen?) und ein neuer Tachometer.
Dieser Tacho war … wie sagt man’s diplomatisch? … war möglicherweise gut gedacht, aber saumäßig gemacht. Der besondere Pfiff: Die vom Magnetsensor aufgenommenen Impulse werden nicht per Kabel an den Tacho geleitet, sondern per Funk übertragen. Super! Und so modern. Und so gänzlich überflüssig! Mittlerweile habe ich erfahren dürfen, daß die Sensorbatterie (bei Vielfahrern?) kaum ein halbes Jahr lang hält. Ein ökologisch komplett unsinniges Konzept.
Der Tachometer war mit genau einer Funktionstaste ausgerüstet. Mehr brauchte er auch nicht, da die minimalistische Version – Geschwindigkeit, Fahrstrecke und -zeit – meine Wünsche exakt erfüllte. Doch nicht immer sind aller guten Dinge drei. Man muß offenbar auch einen vierten Wunsch einfordern, nämlich eine funktionsfähige Hardware bzw. Funktionstaste. Denn letztere – und das ist das Sahnehäubchen! – war ab Werk nur zum Gucken, nicht zum Betätigen vorgesehen. Und das sowohl beim ersten Tacho als auch beim ersten Austauschtacho und beim zweiten Austauschgerät auch.
Mittlerweile habe ich mich von diesem Schrott getrennt. Vor ein paar Minuten habe ich einen anderen Tacho angebracht (anderer Hersteller; Konkurrenz belebt tatsächlich das Geschäft!) und in ein paar Minuten werde ich ein bißchen radeln… Ach, ehe ich es vergesse: das Murksfabrikat stammt von Sigma® und trägt den Artikelnamen PURE 1/ATS.
Nun, da niemand fand den Drahtesel eines Wortes wert,
muss wohl ich es sein, der sich beschwert:
In die Jahre gekommen ward der treue Begleiter der letzten Jahre,
plötzlich gab es Reparaturen, wie ich aus obigem Text erfahre.
Dicht auf dicht klingt beinah wie das jüngste Gericht!!!
Wie viele Teile hat denn nun so ein Stahlross – ganz ehrlich,
dass es, wegen ein paar Verschleißerscheinungen ist entbehrlich?
So wird blitzschnell getauscht, da es klappert hier und da,
was mit etwas Geschick und Geduld gelöst wäre rasch für ein dutzend Jahr‘.
Nun, sei glücklich mit dem jungen Velo, das auch dich verjüngt im Geiste,
aber bedenke, eines Tages behandelt man auch dich auf diese Weise …
Oder auch nicht, der Homo Tauschaus auf Teufel komm raus,
tauscht und tauscht ohne Unterlass, bis es über oder untergeht das Fass!
Trotz allem sei Dank, denn eines ist gewiss, den Murkstacho kaufe ich nicht, denn der ist Beschi..
😉
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Wundervoll! Vielen Dank! 🙂
Und den Wermutstropfen hast Du auch recht zuckersüß verpackt. Recht hast Du, was das alte Eisen angeht, egal ob Drahtesel oder Mensch. Aber ehe mich die Schwermut von hinten packt, schleiche ich mal in den Keller und werde die Einzelteile des Velos zählen; es würde mich schwer wundern, wenn’s nicht über 300 wären. 🤓 😉
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300 ist doch gar nix, seit einigen Wochen beeindrucken nur mehr Billionen und mehr – Dagobert Duck hätte seine wahre Freude …
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Ich hoffe inständig, daß mein Drahtesel loyal zu mir steht und heftig auskeilt, wenn Brüssel ihm Billionen aufzubürden gedenkt… 😛
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