Ein Wort per se kann nicht falsch sein. Es kommt auf den Kontext an, in dem es verwendet wird. Wenn es allerdings einen heißen Favoriten für ein Wort geben sollte, das in praktisch jedem Kontext mangelhaft ist, so dürfte es das Wort Verschwörungstheorie sein.
Man sollte ganz gelassen davon ausgehen, daß die Komponente ‘Theorie’ in der Mehrheit der Fälle besser nicht verwendet werden sollte, sondern treffender ‘Vermutung’ oder ‘Behauptung’. Die beiden letztgenannten Begriffe unterscheiden nicht etwa nur aus stilistischer Sicht. Während eine Behauptung inhaltlich völlig willkürlich sein kann, liegen einer Vermutung Annahmen zugrunde (wenn A1 und A2 und … An, dann …). Beiden Behauptungstypen ist gemein, daß sie auf allgemeingültigen Begrifflichkeiten aufsetzen¹.
Gänzlich anders kommt die Theorie daher. Sie funktioniert nur in einem Set von anderen bewiesenen oder zumindest prinzipiell beweisbaren – falls die Zeit des Beweises noch nicht gekommen ist, aber ihrerseits beweisbar(!) kommen muß – Begriffen, Kategorien und Regeln zwischen diesen. Eine Theorie basiert auf einem logisch konsistenten Grundgerüst, das seine Legitimation einzig aus der Beweisbarkeit bezieht.
Kurz: Was gegenwärtig landläufig so als Verschwörungstheorie tituliert wird, ist bestenfalls Vermutung, aber niemals eine Theorie.
Zur Zeit ist ein Büchlein hoch im Schwange, in dem ein – per acclamationem – Guru das gesellschaftliche Wesen von Verschwörungstheorien mit bedeutungsvollem Augenaufschlag offenbart². Dieses Buch ist für meinen(!) Geschmack so grottig, daß ich es nach dem Durcharbeiten mitsamt den Hunderten von Randglossen entsorgt habe. Als Sondermüll, versteht sich, da es selbst als Recycling-Papier eine Zumutung für die Öffentlichkeit wäre.
Im übrigen findet aktuell eine interessante Begriffsverschiebung statt. Die Obrigkeitskaste bemüht sich derzeit sehr intensiv um die Umbenennung als Verschwörungsmythos. Damit soll vom Fleck weg klarwerden, daß alle diese Vermutungen spinnert und komplett aus der Luft gegriffen sind. Denn eines darf – bei Strafe ewiger Knechtung – niemals vergessen werden: Die Obrigkeitskaste verwendet immer Feindbild‑Klischees, um zu manipulieren und um sich um die Offenlegung klarer, nachvollziehbarer Zusammenhänge zu drücken.
—————————
¹) Das Aussprechen der Vermutung: „In einer Stunde wird es regnen.” unterstellt, daß der Adressat weiß, was Regen oder was eine Stunde ist. Dabei kommt es überhaupt nicht auf die wissenschaftliche Bedeutung der verwendeten Begriffe an. Sie werden verwendet, ohne ihre Definition zu hinterfragen. Es ist beispielsweise nicht von Bedeutung, daß eine Stunde das 3600‑fache einer Sekunde gemäß SI‑Konzept ist.
²) »Nichts ist, wie es scheint«, ISBN: 978‑3-518‑07360‑5
Ha, schon nach drei Zeilen kommt mein derzeitiges Lieblingsdiskussionsthema ins Spiel, mit dem ich mein Umfeld ständig nerve! Habe heute mein WP-Zeipensum bereits überschritten und lese morgen weiter. Bin schon neugierig, wie Du damit umgehst … 😉
LikeGefällt 1 Person
Na, wie wohl: Abwarten und Tränen verstohlen abtupfen… 😂
LikeGefällt 1 Person
Wunderbar, Beitrag gefällt mir ausnehmend gut, daher halte ich einfach meine Klappe, obwohl ich einige Vermutungen und Theorien in petto hätte, das schwöre ich! 🙂
LikeGefällt 1 Person
… aber nicht heimlich die Finger kreuzen! 🤞
(Da fällt mir auf, daß in meiner Emoji-Liste die Schwurhand fehlt; das kann doch gar nicht sein; welche finstren Mächte sind da am Werk? Da bleibt nix anderes übrig, als auch mal ’ne Verschwöringstheorie in Umlauf zu bringen; so kann’s nicht bleiben; das gehört an die Öffentlichkeit…) 😀
LikeGefällt 1 Person
Finger waren nach meinem Unfall „gekreuzt“ und mussten im Rahmen einer längeren Operation wieder begradigt werden, seit dem habe ich keine Lust mehr auf Kreuzereien – keine Sorge! 😉
LikeGefällt 1 Person
Tja, wenn ich mir Dein Schriftbild so ansehe, hier auf WP, scheint mir die „Begradigung” recht erfolgreich gewesen zu sein. 😉
LikeGefällt 1 Person
Ein Wunder!!! Seit dem Unfall erledige ich alles mit LINKS …
LikeGefällt 1 Person
Also doch!? Es tut mir leid um die Fingerfertigkeit der rechten.
Seit ich von links auf rechts umgeeselt wurde, schätze ich es sehr, möglichst viel mit links zu machen. ^_^
LikeGefällt 1 Person
Trümmerbruch, musste einiges an Material im OP lassen, drum fühle ich mich jetzt so leicht und flitze doppelt so schnell durch die Gassen ! 😉 * Habe allerdings die Rechte auch wieder angelernt und arbeite seit einigen Wochen beidhändig … cool!
LikeGefällt 1 Person
Klingt gut! Ein Glück, wie lern- und wandlungsfähig so ein Organismus ist. 😌
LikeGefällt 1 Person
Du sagst es, es war mir vorher nicht klar, welche Selbstheilungspower in uns steckt! Habe auch rechts wieder schreiben gelernt, hat aber gedauert …
LikeGefällt 1 Person
… ist für die Rückkehr zu den rechten Rechten ein Rechtsanwalt nützlich oder eher hinderlich? 😉
LikeGefällt 1 Person
Ohne Rechtsanwalt wären meine Rechte vermutlich mit Füßen getreten worden – also sehr empfehlenswert! Hatte ein Riesenglück, denn für die Linke wäre kaum ein Anwalt aufzutreiben gewesen …
LikeGefällt 1 Person
… auch wenn so mancher Rechtsanwalt möglicherweise auch „linke Dinger” zu drehen imstande könnte, ist die Zunft der Linksanwälte noch nicht so recht etabliert. So gesehen mag es einfacher sein, sich für den rechten Flunken Rechtsbeistand suchen zu müssen. 🤨
LikeGefällt 1 Person