So um das Jahr 1930 herum schrieb Robert Musil in seinem Roman Der Mann ohne Eigenschaften folgende Sätze: »… der Spott der Jugend, ihre Auflehnung gegen das Bestehende, die Bereitschaft der Jugend zu allem, was heroisch ist, zu Selbstaufopferung und Verbrechen, ihr feuriger Ernst und ihre Unbeständigkeit, alles das bedeutet nichts als ihre Fluchtbewegungen. Im Grunde drücken diese bloß aus, daß nichts von allem, was der junge Mensch unternimmt, aus dem Inneren heraus notwendig und eindeutig erscheint, wenn sie es auch in der Weise ausdrücken, als ob alles, worauf er sich gerade stürzt, überaus unaufschiebbar und notwendig wäre. Irgend jemand erfindet einen schönen neuen Gestus, einen äußeren oder einen inneren […], und augenblicklich stürzen, wie die Spatzen von den Dächern, wenn man Futter streut, die jungen Seelen darauf zu. […] Ist irgend etwas natürlicher, als daß jeder leidenschaftliche Mensch sich noch vor den gewöhnlichen Menschen dieser neuen Form bemächtigt?!« (Quelle: Der Mann ohne Eigenschaften, Band I, Lizenzausgabe des Verlages Volk und Welt, Berlin 1980).
Wer diesen so hinreißend scharfsinnig beobachteten Lebensabschnitt bereits hinter sich hat, dürfte eher Zustimmung als Ablehnung empfinden. Hingegen werden wohl eher entweder Unverständnis oder aufbegehrende Ablehnung dominieren, wo er gerade erst erlebt oder noch auf ihn zugesteuert wird. Doch wann und warum wird aus der feurigen Glut der Jugend die kalte Asche des Alltagstrotts, während uns das „Förderband” der Marke Entropie auf der Zeitschiene Jahr um Jahr weiterschiebt?
…ich war wohl schon immer alt. Zumindest konnte ich mit dem beschriebenen Verhalten noch nie viel anfangen und habe, wo möglich, versucht mich dem zu entziehen.
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Marie v. Ebner-Eschenbach hat mal sinngemäß gesagt: Es ist nicht immer so, daß die Ausnahme die Regel bestätigt; manchmal ist die Ausnahme auch der Vorbote einer neuen Regel. So gesehen vermute ich die von Dir skizzierte Abweichung von der Mehrheit nicht in einem vermeintlichen Altsein, sondern eher in einem seelisch-moralischen Gefestigtsein, das die Eskapaden der Mehrheit gar nicht nötig hat…
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Das hast Du aber schön gesagt. Ich selbst würde das so nicht sagen, schon weil es dann sicher gleich als Arroganz mißverstanden würde.
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*kicher* Ach, wie oft hat man mir diesen Vorwurf an die Backe zelebriert?! Irgendwann habe ich, es war wohl von Klaus Kinski, das Sprüchlein aufgeschnappt: »Niveau wird doch nur von unten her mit Arroganz verwechselt«. 🤭
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Schmunzel 😁
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… ich hätte ihn beileibe nicht zum Nachbarn haben wollen, war aber immer von seinen expressionistischen Ausbrüchen fasziniert gewesen.😌
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Faszinierend war er sooderso!
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Ohne jeden Zweifel!!! (Ich muß mir doch gleich mal seine CD anhören – Villon, Erdbeermund) 😁
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Genau!
Kongenial!
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Ja. 👍👍👍
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⭐
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😌
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🙂
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Sehe ich da ein verständnisvolles Lächeln?😊 Ein Arbeitskollege aus früheren Jahren sagte einmal einen wundervollen Satz: »Als ich wußte, daß mein Vater recht hatte, war mein Sohn [bereits] erwachsen«.
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Lächel 🤗
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😃
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