Blendwerk

Ich weiß beim besten Willen nicht, welchen Gott ich so vergrätzt habe, daß er den sini­ster­sten Stern erkor, um meinem Lebens­weg zu leuchten. Vor rund drei Wochen entschied sich meine Fahr­rad­kette, bei einer simplen Gerade­aus­fahrt einfach so auf den Asphalt und damit hinter das Rest­fahrrad zurück­zufallen. Die Werk­statt aner­kannte den Notfall und verord­nete eine neue Kette.
Wenige Tage später stand die Jahres­durch­sicht ins Haus. Der Fahr­rad­fritze verkündete freude­strahlend, daß neben den üblichen Ein­stel­lungen und Justagen auch Kette und Ritzel getauscht wurden. Ähm! Wirklich? In weniger als einer Woche verschleißt eine Fahr­rad­kette so weit, daß sie gegen was Neues getauscht werden muß? Oder muß ich – wenn ich schon beim Impe­rativ bin – endlich mal den bornierten Zug aus meinem Ponem schminken?
Heute früh stellte ich fest, daß das Vorder­rad nur wenige Tage nach den gerade erst erfolgten Einstel­lungen und Justagen ein Spiel hat, das am ehesten dem Wackeln eines Lämmer­schwanzes nahe­kommt. Der Fahr­rad­fritze meinte, man müsse austauschen, da Einstellen und Justieren nicht möglich seien. Ähm! Wirklich? Ja, sagte er, auch bei dieser Marken­ware gäbe es Montags­aus­schuß…

Und das mir?! Lange bevor ich Roosevelts Sprüch­lein kannte: »Tu, was du kannst, mit dem was du hast, wo immer du bist« (Quelle: aphorismen.de), hatte ich meine Dienst­leistungs­menta­lität exakt danach ausge­richtet. Und wird es honoriert? Oder auch nur ein klitze­kleines bißchen wahr­genommen? Nein! Im nächsten Leben möchte ich Blender, Hoch­stapler und/oder skrupel­loser Betrüger werden.

12 Kommentare zu „Blendwerk

        1. … was ich im übrigen als großes Lob verstehe. Danke dafür! Ist doch so: Glauben denn nicht viel zu viele Menschen mit dem bißchen Hirnschmalz, das da in ihrem Schmelztiegel names Aluminiumhut zusammengelaufen ist, wichtige (ach was, wiiiischtige) Gedanken zu allem und jedem zu haben und diese dann auch noch lautstark, ungefragt und oftmals höchst nervig herauströten zu müssen? Da lobe ich mir klug gemanagte Gedankenlosigkeit, nämlich die Toleranz, die Welt da draußen schlichtweg die Welt da draußen sein zu lassen (und folglich, was für die überwiegende Zahl der Fälle zutrifft, keinen Gedanken auf Banales zu verschwenden).😊

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      1. Das kannst du täglich haben, ich komm‘ vorbei und lockere im Dunkel ein paar Schräubchen und schon kömmt das Abenteuer des Morgens zu die wie ein Täubchen! Helm, Ellbochen-und Knieschutz wären in dem Fall angebracht und bitte sehr eher wenig befahrene Wege wählen, denn Platz ist dann vonnöten …

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        1. Das klingt, als hätte ich mich zu weit aus dem Fenster gelehnt! Das Schicksal scharrt schon mit den Hufen und nimmt Anlauf, mich eiskalt zu überrollen. Wie komme ich nur aus der Nummer wieder halbwegs unzerfleddert raus? 🤔

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        2. Ehrlich gesagt, habe ich Großes versprochen, das ich vermutlich aus mehreren Gründen nicht ganz einhalten kann: Hunde, die bellen, sitzen am Sofa und starren die Berge an und … schwimmen im See dann und wann, lassen ab und zu die Steigbügel kratzen, aber über die Alpen in den hohen Norden – das dauert einfach zu lang … 😉

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        3. Hm, ist das, was wir ein Hundeleben nennen, für Hunde ein Menschenleben? Mich deucht, ich müsse, ehe der Seehund mit dem Sofa davonschwimmt, einen Urlaub in den Bergen machen, ohne freilich dieselben anzustarren, und die Kratzbügel mit Antisteig-Öl geschmeidig pflegen, um ohne großen Zeitverlust über die Alpen zu kommen 🤪

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