Ein seltsames Gefühl ist das, wenn Dinge passieren, die einem die kalte Schulter, die das Schicksal manchmal zeigt, als kuschelig warm erscheinen läßt. Im Detail klingt das möglicherweise so: Ich bin in einer Firma als Zeitarbeiter eingesetzt. Gestern fragte mich auch der nunmehr dritte Vorgesetzte, der innerhalb von weniger als 6 Monaten mein Einsatzteam leitet, ob ich nicht interessiert wäre, statt als Zeitarbeiter lieber in Festanstellung in der Firma zu arbeiten.
Es wäre schön, wenn ein ehrliches Nein nicht als aus dem gesellschaftlichen Rahmen fallend angesehen würde. Aber Matthäus 5.37 kannst Du getrost vergessen: »Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Bösen.« Stattdessen nuschelte ich diplomatische Floskeln (interessante Aufgaben, tolles Team etc.), um dann im fünften Nebensatz des vierten Nebensatzes ganz vorsichtig auf drei Punkte hinzuweisen, die eine berufliche Zweisamkeit eher unwahrscheinlich machen könnten. Aber Du leistest doch eine phantastische Arbeit; wir hätten Dich gern in unseren Reihen; welche Hemmnisse sind es überhaupt…
Zwei der drei angesprochenen Punkte sind, ohne jetzt groß Interna preiszugeben, elementare Prozeßketten, die vermutlich noch nie auch nur ansatzweise optimiert worden sind, sowie eine Informationspolitik, die am besten als Uninformiert-durch-Überinformation zu beschreiben ist. Zu beiden Punkten hat Chefchen verständnisvoll genickt, was mich allerdings nicht dazu bewegte, meine Rolle als kühler Beobachter unserer Gesprächsumstände nun eilig aufzugeben. Schließlich fehlte ja noch Punkt drei: Mit meinem unschuldigsten Lächeln, das ich draufhabe (um ich habe lange daran geübt!), sagte ich ihm, daß ich arge Probleme in den Strukturen der Datenbank sehe, die das Herzstück des Produktionsablaufs ist. Das verständnisvolle Nicken changierte ins Generöse, unterstrichen durch ein paar warme Floskeln, die mich in den Feierabend verabschiedeten…
Heute nun war der Laden in hellster Aufregung, weil die Datenbank gestern – Sachen gibt’s *ts ts ts* – einen sauberen Absturz hingelegt hat (korrekt gesagt durch ein unsauberes Script sauber in den Abgrund getrieben wurde) und bei der Gelegenheit auch gleich etliche Kundendaten durch ein chrono-synklastisches Infundibulum für alle Zeiten unerreichbar in ein, weiß der Kuckuck welches Paralleluniversum gebeamt hat…
Nun frage ich mich natürlich, wer scriptete da frisch und fröhlich ans Nirvana? War whrscheinlich wieder einmal „kana“ …
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*hihihi* Köstlich! Gereimt und in Mundart! Du hast mir den Tag gerettet. Dank dafür. 😀
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Was, wenn sie dich als Sabboteur darstellen, so mit dem besten Lächeln …
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Tatsächlich, dieses Damoklesschwert könnte bedrohlich werden. Aber – unter uns, wir sind ja alleine hier 😁 – einerseits ist mein Gewissen blütenrein und schneeweiß und andererseits findet die Idiotie ihr Opfer, weil sie es braucht und folglich finden muß. Da ergebe ich mich voll dem Schicksal, denn, wenn’s denn so sein soll, steht das Opfer fest, egal wie überzeugend die Unschuldsbeweise sind. Beziehungsweise sein könnten, wenn sie überhaupt zur Kenntnis genommen würden…
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