rückwärts

Das iNet weiß auch nicht alles. Es gibt Frage­stel­lungen bei denen es offen­sicht­lich über­fragt ist und fast aus­schließ­lich hane­büchenen Unsinn präsentiert. Und das sogar bei total simplen Fragen:

Warum läuft mein (Licht)-Stromzähler ohne Last dauerhaft rückwärts?

Und damit ist nicht gemeint, daß sich die Alumi­nium­scheibe gemäß dem Kon­struktions­prinzip (analoger, also elek­trotech­nisch‑mecha­nischer) Energie­mengen­zähler bis zum Sicht­bar­werden der Farb­markie­rung weiter- oder manchmal auch zurück­dreht. Auch die nach Zigtau­senden gezählten Artikel sind nicht hilf­reich, bei denen es z. B. durch Solar­panele um Energie­einspeisung geht. Es geht um ein Häuschen im Garten, das seit rund 10 Monaten verlassen steht und in dem kein (in Worten: kein) Elektro­verbrauch stattfindet (die unter Verschluß gehal­tenen Siche­rungen sind rausge­dreht). Und trotzdem ist der Zähler gelaufen, und zwar rückwärts:Freilich kann das Zählwerk in dieser Zeit einmal fast komplett durchge­laufen sein. Aber die Wahr­schein­lich­keit, daß da jemand rund 1000 Mega­Watt durchge­schleust hat, ist sicherlich nicht gerade sonderlich hoch. Defektes Zählwerk? Nicht auszu­schließen, aber ebenfalls höchst unwahr­scheinlich. Testweise habe ich nämlich einen einzigen Verbraucher einge­schaltet: Die Alu­minium­scheibe drehte sich ordnungs­gemäß, eine volle Umdrehung dauerte etwa 10 Se­kunden und nach mehreren solcher Umdre­hungen rollte auch das Zählwerk ordnungs­gemäß weiter. Übrigens läßt sich aus der Zeit (in Sekunden) für eine Umdrehung aus der „375 U/kWh”-Geräte­kon­stanten (GK = 375) die Leistung der/des betrie­benen Geräte(s) schätzen: P = 3600 / (t1 U · GK). Die Formel liefert die Angabe für die Leistung in kW (hier im Beispiel P = 0.96 kW; ganz okey, denn 1000 W steht auf dem Typen­schild des test­weise einge­schal­teten Gerätes).
Und nun? Mal sehen, was der Strom­anbieter sich so einfallen läßt. Ich habe zwar noch immer keine Ahnung, welche Verwir­belung im Raum-Zeit-Kontinuum zuge­schlagen hat, aber jetzt weiß ich zumindest, wie ein analoger Elektro­energie­zähler aufgebaut ist und funktio­niert bzw. funktio­nieren sollte…😁

gleichdeutig

Ist denn eine aus Bronze oder einem anderen Material verfertigte Skulptur etwas anderes als ein Gedicht? Beides sind Abbilder. Beide sind der Ästhetik verpflichtet (auch wenn diese manchmal vom Zorn oder was auch immer des Bildners überdeckt ist). Bei beiden steht der mentale Nutzen höher als der materielle. Und beide setzen zu allererst auf Ambiguität der Ausdeutung…

Gefahr durch Masken

Normalerweise vermeide ich es, an Sams­tagen die Wochen­vorräte einzu­kaufen. Menschen­auflauf ist nicht so recht nach meinem Geschmack. Doch da der Freitag, anders als der feier­liche Name „Tag der Arbeit” es verheißt, von so gar keinem arbeitenden Super­markt geadelt war (viel­leicht sollte ich auf dem PC doch mal endlich die Kalender-App akti­vieren?), blieb mir diesmal nichts anderes übrig, als an einem Samstag an so einem Gemisch aus Masken­ball und Kaufrausch-Saturnalien teilzu­nehmen.
Ein wahrhaft spektakuläres Schau­spiel war zu bestaunen. Und damit meine ich nicht die seit nunmehr Wochen schon gewohnten leeren Regale, sondern den Menschen als soziales Wesen. Wobei – ich muß mich korri­gieren! – es wohl eher asozial heißen sollte. Einmeter­und­fünfzig Abstand?! Nix da! Damit würde man einem anderen ja einen Schritt Vorsprung zum Auslagen­regal einräumen. Außerdem braucht man sich als Träger einer Gesichts­gardine ohnehin nicht an empfohlene Sicher­heits­abstände zu halten – ist doch sowieso alles Mumpitz und dient finsteren Machen­schaften, was da alles verlangt wird (ja, sorg­fältiges Abwägen von facts und fakes ist nun mal nicht die starke Seite von jeder­mann ♀♂).

Ein einziges Schauspiel ist gewiß nicht allge­mein­gültig. Aber es steht ja nicht isoliert da, sondern wird, ohne daß man sich dagegen wehren könnte, in einen ethisch-moralischen oder sozialen oder anthro­polo­gischen Kontext gestellt. Und schon kommt Bewegung in die Denk­mühle: Was ist aus epide­miolo­gischer Sicht als Verhaltens­regel für den Einkauf im Super­markt sinn­voller, Abstands­gebot mit Gesichts­gardine ad libitum oder Abstands- mitsamt Gesichts­gardinen­gebot?

vor 100 Jahren…

Alexander Moszkowski
(* 15.01.1851, † 26.09.1934)

Überall Bakterien

Nee, ick sag‘ schon! Von Bakterien
Hat man früher nischt jewußt,
Da war’s Essen noch ’ne Freude
Und det Trinken war ’ne Lust:
Aber seit man die Bazillen
Und dergleichen Zeugs erfund,
Is der Mensch total jeliefert,
Allens is jetzt unjesund.

Les‘ ick da, det äußerst jiftig
Heutzutag Vanillen-Eis;
Früher aß man’s mit Verjnügen
Jeden Sommer massenweis‘:
Heute is selbst die Vanille
Vom Bazillenherd bedroht,
Schmecken dhut se ausjezeichnet,
Aber nachher is man dot.

Jrüne Aale, sonst det Beste
Wo der Mensch nur haben kann,
Sind nu ooch nich zu jebrauchen,
Seit der Fischbazillus dran;
Ißt se eener mit Verjnügen
An der Spree zum Abendbrod,
Liejt er jleich in letzten Zügen, –
Zehn Minuten später: dot.

Krebse, rechte scheene, jroße!
Wie jesund det früher war!
Heute jibt es Krebsbazillen
In dem Oderkrebs sogar;
Hat man sechs Stück ufjeprepelt,
Denkt man jleich: Schockschwerenot,
Warum is mich denn so übel?
Nächsten Morgen is man dot.

Ooch det Atmen is jefährlich;
Wenn ick gut dir raten kann,
Mitmensch, atme nich zu ville,
Sieh dir erst die Luft mal an;
Kommst de in so’n Pilzjewimmel,
Hilft dir keen Karbol und Jod,
Ziehste ’in den janzen Schimmel,
Fällste um und biste dot.

Holste dir ’nen netten Schmöker
Aus de Leihbibliapothek‘,
Kriegste gleich ’ne Schock Milliarden
Von Mikroben uf’n Weg;
Kommste uf de vierte Seite,
Wirste im Jesichte rot,
Uf der fünften kriegste’s Fieber,
Bei der sechsten biste dot.

Det ick mit de Hochbahn rutsche
Kommt mir niemals in den Sinn;
Nee, in die Bazillenkutsche
Da kriegt mir keen Deibel rin!
Steigste ’in fidel und munter,
Pletzlich spürste Atemnot,
Fährste bis zum Zoo hinunter,
Steigste aus und biste dot.

Nee, ick sag‘ schon! Von dem Leben
Hat man jarnischt, wie Verdruß,
Weil man die verfluchten Dinger
Immerzu verschlucken muß!
Alle Dage muß man lesen,
Wie det Kleinzeug uns bedroht,
Und wir jroßen Lebewesen
Fallen um – schwapp – mausedot!

sprachlos untergehen

Wie lange ist es jetzt her, dass ich hier was „abge­lassen” hatte? Ach, so lange ist’s doch schon? 😟
Ob es wohl nichts mehr gibt, daß es zu be­texten lohnte? Das ganze Gegen­teil! Es gäbe so viel zu erwähnen, zu analy­sieren, anzu­merken, zu loben oder gnädig zu verreißen, daß die Zeit einfach nicht reicht…

erstaunlich

Was ist das Erstaun­lichste am Ausgang der Land­tags­wahlen, die letzten Sonntag in Sachsen und Bran­den­burg abge­halten wurden? Es sind mit­nichten die desa­strösen Ergeb­nisse der alters­schwachen Parteien, sie sich in besseren Zeiten für Volks­parteien hielten. Es ist schon gar nicht der über­deutliche Stimm­gewinn der Partei, die in den Medien mit einer blauen Farbe stigma­tisiert ist.
Nein, nichts dergleichen! Ist denn das Erstaun­liche an diesen beiden Wahlen nicht die Wahl­betei­ligung (siehe u. a. hier): In Sachsen 66,6 Prozent (vorige LTW: 49,1) und in Bran­den­burg 61,3 Prozent (vorige LTW: 47,9). Bedeutet denn eine solche Wahl­betei­ligung nicht, daß deutlich mehr als die Hälfte der Urnen­gänger nicht rafft, daß derartige Wahlen ein Schmieren­theater sind, das die Obrig­keits­kaste in regel­mäßigen Abständen aufführt, um die Plebs glauben zu machen, es könne „von unten” wesentlich in den Macht­apparat einge­griffen werden…

ungesattelt

Also gut, ich bin nicht gerade der Leichteste, irgendwas zwischen schwerer Junge *grins* und Luftikus *breit grins*. Doch warum bricht mir bei schlichter Gerade­ausfahrt auf glatter Straße der Fahr­rad­sattel unter dem Hintern weg? Spricht das nun gegen mich, meinen Fahr­stil (knapp 40 Kilo­meter die Stunde sollten doch wohl tolerabel sein?!) oder gegen den „Sattler”… *grübel*

Überschallgeschwindigkeit

Es war Langeweile pur, die mich in den elek­tronischen Land­karten von Gugl nach­schauen ließ, wie die Gegend wohl aussehen möchte, die gleich besucht werden sollte. Die betref­fenden Karten waren rund zehn Jahre alt. Da war es nicht sonder­lich über­raschend, daß die digital vorge­führte Stadt­land­schaft mit der tatsächlich vorge­fundenen nur sehr, sehr wenig Ähnlichkeit hatte. Ehr­licher­weise keine. Wer nach dem Bild seinen Zielort sucht, dürfte – nach zehn Jahren „Lebens­wandel” – unfehlbar an seinem Ziel vorbei­laufen. Zeit für ein Update!
Apropos Zeit: In der digi­talen Land­schaft waren Distanzen von 200 m in kaum einmal 0,5 s zurück­gelegt. Das ergibt etwas mehr als 1400 km/h. In einer geschlossenen Ort­schaft und auf einer Fahr­bahn, nicht etwa im Luft­raum! Ob mir das Knöllchen für die Geschwin­digkeits­über­schreitung in die Zeit von vor zehn Jahren zurück­gesandt wird? Oder ist das Delikt längst verjährt?