Gehört hat wohl jeder (♀♂) schon das verwunderliche Geschichtchen vom Frosch, der quicklebendig vor heißem Wasser flüchtet, aber im Topf mit anfänglich kühlem Naß, das unterschwellig immer weiter erhitzt wird, sitzen bleibt, bis es zur Flucht zu spät ist und er im siedenden Wasser sein Leben aushaucht. Ein Märchen, ein schauerliches Gedankenexperiment (hoffentlich wirklich nur ein solches!), das ein gar nicht so seltenes Phänomen in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken soll: Aus seiner kuscheligen Wohlfühlzone läßt sich der Frosch Mensch nur ungern vertreiben; da toleriert er so manches Anstößige, das in Häufigkeit und Umfang beinahe unmerklich immer weiter zunimmt, bis es zu einem rationalen Reagieren längst zu spät ist.
Wie jetzt?! Wir sind doch aufgeklärt, politisch hellwach, bestens informiert und stammen doch partout nicht aus Dummsdorf. So eine Frosch-Geschichte kann doch einem gleichermaßen gebildeten wie empfindsamen Menschen niemals passieren! Wirklich nicht?
Es ist Zeit, die Hybris aus so manchem Gesicht zu schminken! Es hat sich eine Phalanx von politisch und moralisch engagierten Menschen gebildet, die mit beliebiger Willkür den „anderen” Rechte beschneiden, die sie für sich selbst als demokratisches Gut reklamieren. Oder sie dulden, wohlwollend Zustimmung nickend, die Beschneidung solcher Rechte. Das geht quer durch die Gesellschaft! Es ist beispielsweise die staatlich praktizierte Verdammnis von „50+”-Personen, die nicht nur aus den Arbeitslosenstatistiken herausgeschwindelt werden, sondern allenfalls eine homöopathische Chance am Arbeitsmarkt eingeräumt bekommen. Es ist die drakonische Bestrafung von Personen, die sachlich Widerspruch zu geben wagen gegen selbstherrliche und schwerwiegend inkompetente Vorgesetzte. Es ist die Ignoranz der Obrigkeitskaste, den Wählerwillen von ca. 1/6 der abgegebenen Stimmen eiskalt zu ignorieren und somit Burgherrengehabe an die Stelle von „repräsentativer Demokratie” zu setzen (um eine Alternative zum eigenen kaum noch brauchbaren Parteienportfolio nicht zuzulassen). Es sind aktionistische Maßnahmen selbstgefälliger Gutmenschen, die das im Grundgesetz zugestandene Recht auf Versammlungs- und Redefreiheit empfindlich mit Füßen treten, wenn sie Anschauungen wittern, die möglicherweise nicht konform sind zu ihrem dümmlich-naiven Schwarzweiß-Weltbild. Ausschließen ist die Devise. Nur keine inhaltliche Auseinandersetzung und/oder Überzeugungsarbeit. Es sind die kleinen Schritte und die großen und die kleinen etc…
Wenn das Sozialgefüge dereinst einmal mehr an widerlichen Auswüchsen zugrundegegangen sein wird, hätte das eh wieder niemand ahnen können, waren doch alle immer die Guten und gab es ohnehin keine Möglichkeit, irgendwas anders zu machen. Quak, quak.
Hat hier jemand „AfD“ gesagt? Die verknüpften Artikel geneigter Kollegen lassen darauf schließen. Ich zitiere mich selbst [1] (Kommentar muss wohl noch freigeschaltet werden – insofern er nicht eh „zensiert“ wird):
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Sorry, wenn ich hier in die Suppe spucke, aber: Wir müssen hier gar nichts. Die Politik müsste. Die Parteien müssten. Machen sie aber nicht. Die Parteien selbst sind schuld am Aufstieg der AfD. Machtlosigkeit macht Menschen grausam. Wer sich von der Politik im Stich gelassen fühlt, wendet sich ab und geht den Rechten in die Fänge.
Rechte Parteien gab es schon immer. Rechte Wähler gab es schon immer. Die haben sich nicht plötzlich vermehrt. Sie finden nur keine politische Heimat mehr. Die Politik hat sich die braune Suppe selbst eingebrockt, die muss sie schon selber auslöffeln.
Von #wirsindmehr und Lichterketten ist noch keiner zum Nicht-Nazi geworden. Ganz im Gegenteil: Wir stellen uns noch an die Seite der Politik, die durch ihre Ausgrenzung sozial Schwächerer den Nährboden erst bereitet hat. Wir helfen ihr auch noch dabei, sich nicht den wirklichen Ursachen stellen zu müssen. Lassen die Politik von „Pack“ reden, statt zu verlangen, durch gute Politik den Schoß trockenzulegen, aus dem die braune Suppe kriecht.
Am öffentlichen Diskurs über die AfD ist so viel falsch, es sprengt jeden Blog. Wer AfD wählt, will in erster Linie „denen da oben“ eins reinwürgen. Das ist der Markenkern der AfD. Wer ins Wahlprogramm schaut, wird schnell feststellen, dass die AfD ganz und gar nicht die Partei des kleinen Mannes ist: Sie ist genauso neoliberal wie die „großen“ Parteien, die gleiche Suppe in noch brauner.
Alle öffentlichen Bemühungen gegen den Aufstieg der AfD zeugen allein von der Ohnmacht im „Kampf gegen rechts“.
—>8—
[1] https://mampel.wordpress.com/2018/02/06/die-sache-mit-dem-frosch/#comment-2468
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Ja, genau so funktioniert das heutige Gutmenschentum! Da wird munter etwas interpretiert, was gar nicht im Text steht, um sich dann nach Herzenslust zu echauffieren über den eigenen(!) Unflat, den man selbst(!) hineingedeutet hat, um andere für das eigene(!) Gedankengut niederzumachen.
Danke für dieses wundervolle Beispiel…
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Nun, das kann halt leider passieren bei so uneindeutigen Texten. Vor allem, wenn einem der WordPress-Reader da drunter noch Artikel mit AfD-Bezug präsentiert. Da kommen dann so Leute wie ich vorbei und geben ihren Senf dazu ab. Worauf sonst bezieht sich dieser Text?
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Schönes, wie tierisches Beispiel zu Eingang deines Textes.
Und die Metaphern und Fabeln werden nicht weniger, denke und sehe ich doch,
daß wenn das Licht angeht diverse Pawlowsche Hunde anfangen zu bellen – ihre ideologischen Allgemein-Plätzchen erbrechen.
Leider viel zu oft passiert mir das, auch auf meinem Blog wie im real existierenden …. Leben.
Komme ich zwar selbst aus dem roten Nest und habe mir erlaubt flügge zu werden.
Ich denke du hast es hier schon öfter beschrieben und in den Ring geworfen: Selbstreflexion
Bei mir habe ich mal folgenden Knochen in den Ring geworfen:
Ignazio Silone
Zur Person darf gerne bei Wiki recherchiert werden und bitte nicht die Augen reiben…
Desweiteren empfehle ich für den/die hellen Geister zu Anfang die Lektüre von zwei Klassikern:
„1984“ und „Schöne Neue Welt“
Wenn man das liest und wirken läßt … doch da schließt sich wieder der Kreis hin zu den Fröschen.
Besten Dank für dein Statement,
Raffa.
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Perfekt! Da mag ich nichts ergänzend zerreden. Einfach nur: danke. 🙂
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