Katzenbuckel

Es ist schon seltsam, was der Katze in E. Schrödingers Gedanken­experiment so alles nachsagt wird, um ein Para­doxon zu kreieren (vgl. hier). Die Kurz­fassung – manch­mal sogar mit einem Ausrufe­zeichen garniert – lautet: Die Katze ist zugleich tot und lebendig.
Einen Schmarrn ist sie! Die Meßapparatur (also das Nach­gucken nach dem Öffnen der Kiste) kann nur zwei Zustände der Vital­funk­tionen der Katze messen: entweder sie lebt oder sie lebt nicht (das dazwi­schen­geschal­tete Siech­tum ist per defini­tionem kein Gegen­stand der Messung). Solange nicht gemessen bzw. nachgeschaut wird, hat die Katze keinen realen Vital­zustand. Keinen. Nicht den Zustand „lebendig”, nicht den Zustand „tot”, schon gar nicht den Zustand „tot und zugleich lebendig”. Freilich kann man sich beliebige Mischungen der beiden Eigen­zustände |φT〉 und |φLvorstellen:

|ψ〉 = cT |φT〉 + cL |φL〉.

Diese Vorstellung ist sogar nützlich, um mit Hilfe der Wahr­schein­lich­keits­ampli­tuden 〈φT|ψ〉 bzw. 〈φL|ψ〉 letzt­lich die Wahr­schein­lich­keiten dafür angeben zu können, einen der beiden möglichen „Meßwerte” anzu­treffen, also entweder „tot” oder „lebendig”. Doch diese Vorstellung ist abstrakt, als Rechen­krücke nützlich, nur eben nicht real.
Niemand käme etwa beim Stern-Gerlach Experiment auf die Idee, den (virtuellen) Misch­zustand der durch den Versuchs­aufbau möglichen Eigen­zustände – erkennbar an den beiden(!) Meßwerten ±ħ/2 – als realen Zustand (also beispiels­weise Fermionen mit einem Null-Spin) zu erwarten. Nur dem armen Kätzchen bürdet man einen solchen Unfug auf…

6 Kommentare zu „Katzenbuckel

  1. Na, was erwarten wir von neu-modischen Wissenschaftlern, auch wenn das Beispiel schon ein paar Monde auf dem Rücken hat.
    Dann reicht das „Faktische“ nicht mehr und für das Dokumentieren der Konsistenz der eigenen Popel zahlt der Auftraggeber nicht mehr – ergo müssen Katzen her und in Folge halt des Kaiser´s neue Kleider. Es gibt in vielen Disziplinen halt nicht mehr so viel Neues.
    … und über den Tellerand schauen, wie auch die Öffentlichkeit dies wissen zulassen, könnte mitunter gefährlich sein (für die Auftraggeber) – so bleibt halt Katzenfutter…

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