Kunstschnee

Die Erde ist um eine Sehens­würdig­keit reicher! Es schneit Kunst­stoff. Manche behaupten sogar (etwa hier), es würde Plastik(en) schneien, aber das bezweifle ich gar sehr. Eine Sehens­würdigkeit mehr. Es gibt Planeten, auf denen es Ammoniak regnet oder auch Eisen. Nun mal einer, auf dem es Kunst­stoffe regnet…
Und doch dürfte der aktuellen Bericht­erstat­tung ein gehörig Quentchen Panik­mache zugrunde liegen. Es handelt sich um ein Wahr­nehmungs­phänomen. Ja, der Mensch hinterläßt seine Spuren in der Umwelt. Ja, man kann schonend mit seiner Umwelt umgehen oder auch verschwen­derisch. Ja, ein Großteil der Umwelt­bela­stung geht auf die böse, böse Industrie zurück, die profit­maxi­mierend und mit zu wenig Rücksicht auf all die anderen Belange betrieben wird. Und ja, jeder einzelne trägt einen Teil der Schuld durch seine Gier nach immer schneller, immer komfortabler, immer hedoni­stischer. Denn diese Gier erzeugt die Absatzmärkte für die böse, böse Industrie…
Upps, jetzt bin ich vom Thema Wahr­nehmungs­phänomen ganz abgekommen. Also, es gibt eine Belastung der Umwelt mit Kunst­stoff­abfällen. Mit Kunst­stoff­abfällen beliebiger Größe, auch mit kleinen und kleinsten Kunst­stoff­partikeln. Je genauer man hinschaut, desto mehr findet man (das Größe-Anzahl-Verhältnis ist durch eine Pareto-Verteilung ganz gut abschätzbar): je kleiner, desto mehr – und nicht etwa „halb so groß heißt doppelt viele”, sondern mit einer Abhängigkeit in namhafter Potenz. Wird die Nachweis­genauigkeit um einen weiteren Mikrometer gesteigert, werden millionen­fach mehr Teilchen gezählt und wird die Panik millionen­fach erhöht…
Apropos Panik: Noch weiß niemand, welche Wirkung Kleinst­teilchen aus Kunst­stoff haben, aber man kann ja – in vorauseilendem Gehorsam – schon mal alle für mausetot erklären. Zumindest sind Kleinst­partikel im Moment die gewichtigste Keule, mit der Schneisen in den Verstand der Politiker geschlagen werden. Man könnte aber auch mal genauer hinschauen! Woher stammen eigentlich die Kunst­stoff­partikel? Tante Wiki weiß es: Die Daten aus dem Diagramm „Mikroplastik-Emissionen in Deutschland” verraten es. Etwa 60 % stammen in Deutsch­land direkt aus dem Straßen­verkehr. Nix Kunst­stoff­tüte, Einweg­geschirr oder Kunststoff­strohhalm & Co. Und nun die Frage. Richtet die Politik ihre Verbes­serungs­anstren­gungen nach der Wertigkeit des Segments, in dem sie aktuell auf Stimmenfang zu gehen gedenkt?

23 Kommentare zu „Kunstschnee

        1. Das wäre mir sogar sehr sympathisch, wenn ab und an Modifikationen stattfänden. Doch bei vielen Zeitgenossen stehen die Vorurteile fest und ihre Ansichten sind so wandelbar wie der Felsen von Mt. Rushmore…

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  1. Zu Recht prangert der Essai die politische Funktionalisierung des Themas und die Heuchelei der Politiker an. Dennoch gilt: Plastikmüll tötet und wir sollten, auch wenn wir die Grünen für nicht weniger schädlich als den Plastikmüll halten, uns bemühen, unsere Plastikmüllmengen so gering wie nur möglich zu halten: https://www.wwf.de/stop-plastic/
    Dieses wichtige Thema dürfen wir den naturzerstörerischen Grünen nicht überlassen.

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      1. Bitte die Begründung der oben verlinkten Petition lesen. Ich bin kein Spezialist, aber ich habe das dunkle Gefühl, dass anorganische synthetische Stoffe, die sich im Körper akkumulieren und die der Körper nicht abbauen kann, eine negative Wirkung hervorbringen. Wer aber die absolute Gewissheit haben will, möge einen Selbstversuch starten.

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        1. Es gibt viele Dinge, die den Verdauungstrakt praktisch unverändert durchwandern. Es gibt viele Dinge, die als Fremdkörper eingeatmet werden und durch natürliche Selbstreinigungsmechanismen des Organismusses wieder aus den Atmungsorganen entfernt werden. Sind es denn nicht erst Langzeitanalysen, welche die Schädlichkeit bestätigen oder wider Erwarten widerlegen können?

          Selbstversuche sind in diesem Zusammenhang nicht sonderlich hilfreich: Einzelfälle erzeugen keine Statistik und Selbstversuche verfügen über keine Vergleichsgruppe…

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        2. Nach diesem Schema (Langzeitanalysen fehlen usw.) argumentiert das Umweltbundesamt in Bezug auf die Schädlichkeit des von Windkraftanlagen ausgesandten Infraschalls.
          Vgl. https://sternkekandidatkreistagvg.wordpress.com/2019/06/29/infraschall-das-was-man-nicht-hort-und-wovon-man-nichts-wissen-will/
          und https://sternkekandidatkreistagvg.wordpress.com/2019/07/24/meine-anfrage-an-die-prasidentin-des-bundesumweltamts-zur-unabhangigkeit-der-arbeit-des-bundesumweltamts/
          Worauf bezieht sich „praktisch unverändert“? Auf die vielen Dinge? Auf den Verdauungstrakt? Und was bedeutet hier „praktisch“?

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        3. Das nackte Wort „unverändert” ist leicht mißzuverstehen, da es einen Idealfall darstellt, der als Ideal – also abstraktes Bild einer Vorstellung – in einer sich ständig ändernden Welt a priori ausgeschlossen ist. Deshalb das Attribut „praktisch”, das den Sichthorizont auf die Belange der tatsächlich erfahrbaren Umgebung (der Praxis halt) eingrenzen soll…

          Und ja, Langzeitstudien können, wie alle anderen Studien auch, sehr wohl mehr oder weniger plump so manipuliert werden, daß sie einer politischen oder publikumswirksamen Wunschvorstellung weit mehr entsprechen als der Realität. Beliebtes „Forschungs”-Ziel: Man möchte eine Idee bestätigen. Dabei werden „angenehme” Meßergebnisse sehr tolerant akzeptiert, kritische Ergebnisse aber trennscharf ausgesondert – volià, das Vorurteil ist manifestiert. Aber auch solche Strategien sind zu entlarven … durch beispielsweise Langzeitstudien.

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      2. Es tötet zumindest Tiere, die es im Übermaß verschlucken (entweder weil sie das Mikroplastik als Filtrierer und Plantonfresser mitaufnehmen, oder aber Makroplastik versehentlich für Nahrung halten)…

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        1. Unbestritten ist es schädlich bis tödlich, wenn ein oder mehrere zu große Teile den Verdauungstrakt irgendwo verstopfen. Das wäre aber eher die Kategorie Makroabfall, nicht wahr? Die Klassifizierung „mikro” oder „makro” hängt freilich ganz entschieden von der Bauform der jeweils gefährdeten Spezies ab.

          Allerdings geht es bei der aktuellen Medienwelle doch aber um Mikroabfälle und darum, wie sie sich – Überraschung! – flächendeckend und vergleichsweise schnell verbreiten. Man könnte auch sagen: noch so ein Indiz, wie wenig die Spezies Mensch von der Dynamik der Umwelt versteht, in die sie aber nach Tausenden unwissentlich gemachten Fehlern nun immer nachdrücklicher willentlich eingreifen möchte (das Zauberlehrling-Modell halt).

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        2. Lieber Hypermental, gegen dieses Exemplar der Hypermentalität kommen wir niemals an, denn es hat sich an den Broschüren des Bundesumweltamtes geschult. Es wird sagen, dass Menschen verschieden von Tieren sind, dass eine so große Dosis, die schadet, niemals vorkommt, dass Menschen, die erkranken, nur an psychosomatischen Leiden erkranken, weil sie von den Medien und den sozialen Netzwerken in der falschen Annahme bestärkt worden sind, dass Mikroplastik, Feinstaub, Glyphosat, Kerosin, alle möglichen Arten von Strahlung, Infraschall, Arsen usw. krank machen würden, und dass sie folglich selbst an ihrer Erkrankung schuld sind, weil sie sich dem Fortschritt entgegenstellen und die Wirtschaft, die „böse Industrie“, verleumden, dass es Nocebo-Versuche gibt, bei denen Menschen Symptome von Erkrankungen hervorgebracht haben, weil man ihnen erzählt hat, dass in ihnen großen Mengen Mikroplastemüll aufgefunden worden sind, obwohl das gar nicht wahr ist, woraus nun unweigerlich hervorgeht, dass alles nur Einbildung ist, dass diese oder jene Studie, die die Schädlichkeit von Mikroplastik nachweist, in einer Zeitschrift erschienen ist, die nicht peer-reviewed ist, eine andere wiederum nicht seriös ist, weil sie nicht von einer staatlichen Organisation in Auftrag gegeben ist, dass Wissenschaftler, die mit einer Hypothese gearbeitet haben, eine fixe Idee bestätigen wollten usw. usf. Jede Form von Umweltverschmutzung hat ihre glühenden sophistischen Verteidiger und jede Branche ihre gewählten Parlamentarier, die sich ihre Plätze in den Aufsichtsräten verdienen wollen. Hier haben wir es mit dem Kretschmann der Plastiktüten und Plastikstrohhalme zu tun, der uns erklären wird, dass man den Menschen nicht ihren Lebensstil diktieren darf , mit dem Habeck des Plastikbechers, der uns erklären wird, dass Plastikmüll für das Klima gut ist und Klimaschutz vorgeht, mit dem Bärbock der eingeschweißten vegetarischen Wurst, der uns erklären wird, dass das das Meer der Speicher ist und dass das Meer und die Plastiktüte funktional äquivalent sind, weil die Plastiktüte das Meerwasser und das Meerwasser die Plastiktüte in sich aufnehmen kann, dass jedes von beidem sowohl das Netz als auch der Speicher ist und beide zusammen die erneuerbare Energie sind, die das Klima retten wird, dass wir alle mit Plastik konkurrierenden Materialen besteuern müssen, damit das ökonomische, ökologische und soziale Gleichgewicht erhalten bleibt usw. usf. Schon der Euphemismus „Kunstschnee“ sagt alles. Mikroplastik als vollendete Synthese von Kunst und Natur. Eigentlich fehlt nur noch die Initiative für E-Plastik, die mit Batterien betrieben wird, die mit Windstrom aufgefüllt werden, sodass durch ihre Verwendung das Klima gerettet wird. Hier träumt jemand davon, mit Greta Thunberg im Plastikschiff unter dem Kunstschnee über das plastikgesättigte Meer zu fahren, um die Welt zu retten. Wir haben es hier mit einer so gewaltigen hypermentalen Kraft zu tun, dass wir uns geschlagen geben müssen.

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  2. Mir gruselt, daß es die Plastik-Lobby um Rockefeller ist,
    welcher jetzt diese Hysterie mit ihren Marionetten befeuert.

    Doch wie schräg diese Welt sein kann –
    ich „alter Sack“ entsinne noch Zeiten, wo alle Saftarten in jedem beliebigen Saftladen in Glasummantelung verkauft wurden, welch Frevelgeschrei kam bei den Biertrinkern auf, als die erste Plastikflaschen Hopfen in ihrem Bauch trugen.
    Na, der Verbraucher, das unmündige und knausrige Wesen ist halt anpassungsfähig und käuflich …

    Doch zurück zu den gekauften Agitatoren/innen, welche, wenn sie eine ihrer Großveranstaltungen verlassen, massenhaft leere Plastik-Smoothie-Becher hinterlassen – am Traubensaft in ihren Verpackungen sollt ihr sie erkennen, die gekauften Heuchler – während die Rockefellers ein Fläschen Rothschild de Papp de neuf öffnen und auf die wundersam steuerbaren, leicht zu verblödenden Gojims anstoßen, welche sich so leicht spielen lassen in dem Spiel der Macht und des (verloren-gehenden) Geistes.

    Don Quiche von Narren des Hügels

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    1. Vielen Dank für die Anmerkung. Und nein, da kann ich nur zustimmen, gesund ist das alles wahrlich nicht. Ich mag’s gern wiederholen: Solange die Hauptanstrengung auf Kosmetik gerichtet ist, bleiben die Ursachen unheilstiftend unangegriffen…

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